Die Behauptung, dass Holz eine geringe Lebensdauer hat, ist stark übertrieben. Beweise des Gegenteils sind alle alten Städte und zu nennen wären die Balken in unseren Burgen und Schlössern. Holzhäuser in Ständerbauweise, Blockhäuser und Fachwerkhäuser finden wir insbesondere im Vorland des Riesengebirges, im Böhmerwald und anderswo in den Grenzgebieten. Die Holzbalken dieser Häuser sind immer noch in ausgezeichnetem Zustand und dabei stammen einige von ihnen bereits aus dem 14. Jahrhundert! Eine Oberflächenbeschichtung verbessert noch die so und so gute Widerstandsfähigkeit von Holz gegen Witterungseinflüsse. Eine geeignete Imprägnierung macht aus ihm einen Werkstoff mit langer Lebensdauer bei minimaler Pflege.
Eine andere Behauptung besagt, dass Holzhäuser schneller verfallen und nichts aushalten. Auch sagt man oft, dass die Banken deshalb für Holzbauten schlechtere Kreditbedingungen bieten. Die Wahrheit liegt ganz woanders. Standardmäßig gilt auf dem Hypothekenmarkt, dass die Banken für ein unbewohntes Holzhaus als sog. technische Lebensdauer 60 bis 70 Jahre und für gemauerte Häuser 100 Jahre annehmen. Diese technische Lebensdauer hat nach konkreten Angaben von Wüstenrot auf keinen Fall praktischen Einfluss auf die Bereitschaft der Bank, einen Kredit zu vergeben, denn die Kredite laufen höchstens 30 Jahre. Als Sicherheit eines Hypothekenkredits wird der geschätzte Verkehrswert des Hauses an seinem Standort und zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung angesehen, man berücksichtigt auch den Anschaffungspreis. Die verwendeten Materialien spielen im Kreditvertrag fast nie eine Rolle. Dass jedoch die tschechischen Banken bei der technischen Lebensdauer von Holzgebäuden (völlig ohne technische Gründe) um Jahrzehnte geringere Werte ansetzen als für die Lebensdauer von aus Stein gebauten Häusern, wirkt auf den Immobilienmarkt als Prinzip, wonach der Wert von Holzhäusern mit fortschreitenden Jahren schneller sinkt. Die negativen Folgen dieses Prinzips können erheblich sein. Dem erwehren sich weder die besten Holzhäuser noch der juristisch gebildete Fachmann.
Was die tatsächliche Lebensdauer insbesondere von bewohnten Häusern betrifft, so ist sie bei Holzbauten und gemauerten Häusern wesentlich höher als die sog. technische Lebensdauer. Es lässt sich jedoch nicht allgemein sagen, ob Holzgebäude oder gemauerte Bauwerke eine längere Lebensdauer besitzen. Bei einer guten konstruktionellen Baugestaltung und fehlerfreier Ausführung (was sehr wichtig ist) hängt die Lebensdauer beider Typen vor allem von der Instandhaltung ab. Gewöhnlich wird ein bewohntes Haus wesentlich früher als ganz am Ende seiner Lebensdauer durchgreifend modernisiert, wonach es de facto von neuem zu leben beginnt. Die Ursache ist das moralische Altern des Bauwerks.
Moralisch veraltet kann ein Haus je nach Raumaufteilung und Ansprüchen der Bewohner bereits nach 15-20 Jahren sein. Die Anordnung des Hauses genügt nicht mehr für die Bedürfnissen, es geht also nicht in erster Linie um die Unterscheidung der maximalen Lebensdauer, sondern der Zeit, nach der das Haus moralisch veraltet ist. Bei einem Holzhaus besteht hier wiederum ein wesentlicher Vorteil, und zwar können die meisten Zwischenwände einfacher versetzt werden. Der wohl einzige „Nachteil“ von Holzbauten kann dadurch eintreten, dass man dank der sehr kurzen Bauzeit montierter Holzhäuser nicht mit dem Rohbau als Sicherheit bürgen kann. Wohl keine Bank (und auch nicht das Katasteramt) vermag rechtzeitig darauf zu reagieren, dass Ihr Haus zunächst in der Planungsphase ist, in der Sie den Kredit beantragen, und auf einmal steht Ihr neues Haus bereits. Und wo bleiben diese Beamten? Deshalb ist es aus praktischer Sicht ideal, für die kurze Bauzeit Mittel vorgestreckt zu bekommen, die Sie dann schnell aus Hypothek oder Kredit zurückzahlen und der Bank gegenüber mit der Rechnung für das Haus nachweisen.